Zum ersten Mal bei einer Medical Mission dabei: Drei junge Männer erzählen von ihrem Einsatz

Interview mit Felix Feßler, Pierre Wittenberg und David Dressler

Sie waren ein Glücksfall für unser Team: Felix Feßler, Pierre Wittenberg und David Dressler -- die drei jungen Männer haben bei unserem letzten Einsatz in Quintana Roo überall tatkräftig mit angepackt. Felix Feßler, 23 Jahre alt, hat gerade seinen Bachelor in Psychologie abgeschlossen. Pierre Wittenberg, 22 Jahre alt, betreut zwei behinderte Menschen und engagiert sich für einen Behindertenverein. David Dressler, mit 21 Jahren der Jüngste im Team, arbeitet zur Zeit ehrenamtlich für unsere Partnerorganisation Fundespen in Playa del Carmen. Dort unterstützt er die Ärzte, die bei Fundespen ihr soziales Jahr absolvieren, und gibt Kurse für Jugendliche. Er wird insgesamt ein Jahr lang in Mexiko bleiben. In einem Interview, das ich am letzten Einsatztag mit ihnen geführt habe, erzählen Felix, Pierre und David, welche Erfahrungen sie in Mexiko gemacht haben.

MMN: Wie habt ihr von Medical Mission Network erfahren?

David Dressler: Ich war früher auf der apostolischen Schule der Legionäre Christi. Dort hatte ich Kontakt mit Pater Bennet, er hat von den medizinischen Einsätzen erzählt. Aber ich habe auch von verschiedenen Ärzten und Krankenschwestern davon erfahren. Im Moment bin ich ja sowieso in Mexiko, das ist natürlich die perfekte Gelegenheit, bei dem Einsatz mitzuhelfen.

Pierre bei seiner Arbeit an der Triage.
Pierre Wittenberg

Pierre Wittenberg: Ich habe Medical Mission Network ebenfalls über Pater Bennet kennengelernt, er hat mal bei einer Veranstaltung Videos gezeigt. Meine Schwester war außerdem vor drei Jahren  bei einem Einsatz dabei. Unsere Familie sammelt auch öfter Spenden für Medical Mission Network, wir kennen die Organisation also schon länger.

Felix Feßler: Auf Facebook habe ich öfter Fotos von Einsätzen gesehen, so habe ich davon erfahren.

MMN: Was waren eure Aufgaben hier?

Felix Fessler
Felix Feßler

Felix Feßler: Ich habe hauptsächlich gedolmetscht. Ich habe bei Frau Dr. Adapoe angefangen. Dann habe ich auch mal gewechselt, war mal an der Triage und bei Dr. Klein. Das hat gut gepasst, weil ich Psychologie studiere -- Dr. Klein ist Psychiater und Neurologe. Bei den verschiedenen Ärzten habe ich viele interessante Einblicke in ihre Arbeit gewonnen. Natürlich haben wir drei auch bei der Logistik und beim Transport geholfen, also bei allem, was anfällt. Ich war in den letzten Tagen auch mit Pierre an der Triage und habe bei der Aufnahme der Patienten geholfen.

Pierre Wittenberg: Ich habe hauptsächlich an der Triage geholfen. Das hat mir Spaß gemacht und nach ein paar Tagen habe ich mich auch im Spanischen sicher gefühlt. Am ersten Tag habe ich mich noch etwas unsicher gefühlt und mir sind viele Wörter nicht eingefallen. Aber das ist schnell viel besser geworden. Für die Ärzte wollte ich aber noch nicht dolmetschen. Denn da muss man den Patienten sehr genau erklären können, was der Befund ist. Um diese große Verantwortung übernehmen zu können, müsste man im Spanischen noch sicherer sein. Es war aber interessant zu sehen, mit welchen Problemen sich die Patienten an uns gewandt haben, manche Krankheiten traten gehäuft auf. Viele Leute hatten Gelenkprobleme und Knieschmerzen. In den Mayadörfern, zum Beispiel in San Francisco, hatten viele Augenprobleme oder konnten nur verschwommen sehen. In einem anderen Dorf hatten viele Diabetes.

David Dressler: Ich hatte auch verschiedene Aufgaben, ich habe an der Triage und bei den Ärzten gedolmetscht. Ich war vor dem Einsatz schon einen Monat in Mexiko, da konnte ich also vorher noch ein bisschen Spanisch üben. Deshalb ist mir das Dolmetschen nicht schwergefallen. Aber die medizinischen Fachbegriffe musste ich natürlich erst noch lernen.

MMN: Was ist euch bei eurer Arbeit hier besonders aufgefallen?

Felix Feßler: Man weiß ja, dass Mexiko ziemlich arm ist, aber dass die Gesundheitsversorgung so schlecht ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Mir ist auch aufgefallen, dass es sehr viele junge Mütter gibt. Wir hatten eine Patienten, die erst 15 war und schon ihr erstes Kind hatte. Viele dieser jungen Mütter wissen nicht, wie sie ihr Kind richtig ernähren und mit ihm umgehen sollen. Sie kommen ja selbst vielleicht gerade erst aus der Schule.

Pierre Wittenberg: Mir ist aufgefallen, dass die Leute nicht wissen, was gesunde Ernährung ist. Sie trinken nur Limonade und Cola statt Wasser, sie essen viel zu viel Zuckerhaltiges. Es fehlt ihnen da einfach die Bildung, das Wissen, wie man sich gesund ernährt. An der Triage kam es auch manchmal vor, dass die Leute nicht wussten, wie alt sie sind, oder erst überlegen mussten. Das hat mich am Anfang ziemlich überrascht.

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David Dressler

David Dressler: Dass die Leute hier viele Probleme haben, bekommt man sehr schnell mit. Mir ist vor allem aufgefallen, wie gastfreundlich und unkompliziert sie sind, obwohl sie es wirklich nicht leicht haben.

MMN: Was nehmt ihr für euch als Erfahrung nach Hause mit?

David Dressler: Ich habe erfahren, wie glücklich es einen machen kann, wenn man für andere da ist. Und an die Dankbarkeit der Leute werde ich mich sicher oft erinnern.

Felix Feßler: Ich finde es gut, dass ich die Arbeit hier, diese Arbeit für andere, so gut mit meinem Glauben verknüpfen konnte. Wir konnten hier jeden Tag die Messe besuchen, und das war für mich einfach eine gute Mischung.

Pierre Wittenberg: Das war mir auch wichtig. Ich fand es auch interessant, eine andere Kultur kennenzulernen. Viele Leute hier besitzen nicht viel, aber sie beschweren sich nicht darüber, sie sind zufrieden mit dem wenigen, was sie haben. Ihre Dankbarkeit ist beeindruckend. Sie sind für mich ein Vorbild, weil ich in Deutschland alles habe, was ich brauche. Dieser Einsatz hier hat mir die Augen geöffnet und meine Sicht auf viele Dinge verändert.