Montag, 22. Februar 2010: Ein langer Flug

Nach fast 24 Stunden Anreise sind wir gestern in unserem Hotel in Playa del Carmen angekommen, um 2.15 Uhr mexikanischer Zeit. Wir sind von Frankfurt a. M. über New York nach Cancun geflogen. In New York hatten wir sechs Stunden Wartezeit, denn der Anschlussflug startete mit Verspätung.

Playa del Carmen, eine Stadt südlich von Cancun, ist unser erster Einsatzort: Wir beginnen unsere Arbeit im Gemeindezentrum der Iglesia de Ntra. Señora de Fátima, einer Kirche, die in einem abgelegenen Ortsteil liegt.

Während der Rest der Gruppe an den Strand ging, sortierte ein Teil des Teams am Sonntagnachmittag Medikamente, die in einer langen Reihe von Kisten in einem der Räume der Gemeinde gelagert sind. Dank einer Spende der Else Kröner-Fresenius-Stiftung konnten wir für 20.000 € Medikamente und für 5.000 € ein Ultraschallgerät besorgen.

Zum Team gehören 21 Personen: Mehr als die Hälfte sind Ärzte, für Allgemeinmedizin, Psychiatrie und Neurologie, Tropenmedizin, Parasitologie, Innere Medizin, Dermatologie und Gynäkologie. Einige waren schon bei vielen Einsätzen dabei, andere sind noch sehr jung und haben gerade erst ihr Studium beendet: Die „Medical Mission“ ist für sie eine ganz besondere Herausforderung.

Zu dem medizinischen Personal gehören zwei Krankenschwestern, außerdem sind Helfer dabei, die die Arbeit der Ärzte unterstützen:  Medikamente müssen katalogisiert und ausgegeben, die Finanzen verwaltet, die Fahrten zu den Einsatzorten organisiert werden. Die Ärzte, die nicht Spanisch sprechen, brauchen einen Dolmetscher. Mexikanische Helfer von der Hilfsorganisation „Fundespen“ bereiten für uns die Mahlzeiten zu und kümmern sich um Transport und Logistik. Studenten der Medizin und der Zahnmedizin von der Universidad Anáhuac Mayab und eine weitere Ärztin stoßen zum Team dazu.

Jeder Tag beginnt mit einer Heiligen Messe, die Pater Bennet Tierney LC mit uns feiert. Nach dem Frühstück hatten wir heute unsere erste gemeinsame Besprechung, die Teams wurden eingeteilt, organisatorische Dinge geklärt. Doch die Zeit drängte: Draußen warteten schon die ersten Patienten. Blitzschnell verwandelten sich die Gemeinderäume der Iglesia de Ntra. Señora de Fátima in ein kleines Behandlungszentrum, der Speisesaal in ein großes Sprechzimmer.

Die beiden Krankenschwestern Ellen Petermann und Stephanie Lindner kümmern sich um die Aufnahme der Patienten und teilen sie den Ärzten zu. In allen Ecken stehen Tische, an denen die Ärzte ihre Patienten befragen. Wartende Patienten sitzen auf Plastikstühlen an der Wand, spielende Kinder laufen über den gefliesten Boden. Ventilatoren bringen Kühlung, es ist heiß draußen. In einem anderen Raum wurden mit Bettlaken einzelne Abteile abgetrennt, in denen die Patienten untersucht und behandelt werden.

Die Zusammenarbeit hat sich schnell eingespielt. Leider gehören nur zwei Übersetzerinnen zum Team. Einige mexikanische Studenten helfen aus, sie übersetzen für die Ärzte ins Englische.

Um die Mittagszeit haben schon etwa 200 Patienten die Aufnahme passiert, viele von ihnen haben Kopf- und Gliederschmerzen, Nierensteine oder Gastritis.

Längst haben sich lange Schlangen wartender Menschen gebildet. Wenn man die Hoffnung in ihren Gesichtern sieht, das strahlende Lächeln, das sie uns schenken, trifft das direkt ins Herz. Ab morgen werden wir von Playa del Carmen aus verschiedene Stationen bereisen, auch einige Dörfer, die im Dschungel gelegen sind.