Rio Verde, Otilio Montaña, Zamora

 

 

DSC_0623In den letzten Tagen haben wir in drei kleinen Dörfern gearbeitet, die abgelegen im Dschungel liegen: Rio Verde, Otilio Montaña und Zamora haben jeweils ein paar Hundert Einwohner und finden sich im Umkreis von 100 Kilometern von Bacalar. Zwar sind die Dörfer größtenteils über befestigte Straßen zu erreichen. Doch abgesehen davon ist die Infrastruktur sehr schlecht. Die Stromversorgung in Zamora ist zum Beispiel sehr schwach. Damit unsere Zahnärztin arbeiten kann, brauchen wir einen Generator. Die nächste Apotheke ist 80 bis 100 Kilometer von diesen Dörfern entfernt, eine Busverbindung gibt es nicht.

Die Einwohner leben von der Hand in den Mund. Sie arbeiten auf den Feldern oder in der Viehzucht. Meist können sie gerade genug erwirtschaften, um von einem Tag zum anderen ihr Auskommen zu sichern. Manche haben Familienangehörige, die in die USA gegangen sind und ihnen regelmäßig Geld schicken.

Ein Glied in der Kette fehlt

Dass die Gesundheitsversorgung in solchen Dörfern schlecht ist, liegt auf der Hand. Zwar gibt es, wie überall, Gesundheitszentren, die die medizinische Grundversorgung sichern sollen. Diesen Anspruch können sie jedoch in der Regel nicht erfüllen -- zu begrenzt sind die Mittel, die zur Verfügung stehen. Es fehlt an Personal wie an Medikamenten.

Wenn die Einwohner von Dörfern wie Rio Verde, Otilio Montaña oder Zamora jedoch medizinische Leistungen erhalten, fehlt oft ein wichtiges Glied in der Kette:

Wie bei der Frau aus Rio Verde, die dringend ein Medikament braucht. Ein Arzt aus dem Gesundheitszentrum hat es ihr verschrieben, doch dort war es nicht vorrätig. Die nächste Apotheke ist in Bacalar. Dort müsste die Frau das Medikament selbst bezahlen -- was sie sich nicht leisten kann.

Oder bei dem Mann aus Zamora, der ein Blutbild machen ließ und den Bogen mit den Werten einfach in die Hand gedrückt bekam, ohne Aufklärung oder weiterführende Behandlung: Denn dafür hätte er bezahlen müssen, doch das konnte er sich nicht leisten. Er möchte nun von uns eine Auswertung bekommen. Es stellte sich heraus, dass er an Diabetes erkrankt war.

In Dörfern wie Rio Verde, Otilio Montaña oder Zamora ist es also oft unsere Aufgabe, das fehlende Glied in der Kette zu sein.

Wie bei jedem Einsatz geraten wir auch in diesen Tagen manchmal an unsere Grenzen. Wenn jemand unheilbar erkrankt ist, können wir wenig tun. In Rio Verde kam eine ältere Frau, die an Krebs erkrankt war, in die Sprechstunde. Das DIF hatte ihr eine Strahlentherapie in Merida finanziert. Diese hatte sie jedoch wegen der Schmerzen abgebrochen. Sie bekommt nun schmerzstillende Medikamente. Wir konnten nur die Medikation überprüfen. In solchen Situationen ist man hilflos, und dennoch war die Frau dankbar. Weil die Ärzte ihr zuhörten und sich Zeit für sie nahmen. Sie sagte, dass vorher nie ein Arzt so lange mit ihr geredet habe. Traurig, dass sie diese Erfahrung erst im Endstadium ihrer Erkrankung machen durfte.

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Otilio Montaña. Das kleine Dorf wirkt menschenleer, fast niemand ist auf den Straßen. Nur ein Telefon gibt es im Dorf, und wenn ein Dorfbewohner einen Anruf bekommt, wird er per Lautsprecher gerufen. Die Ansagen hört man in allen Häusern und dann kommt Bewegung in die Straßen. Denn oft rufen Familienangehörige an, die in den USA Arbeit gefunden haben.

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Zamora. Das DIF, unser Kooperationspartner, verteilt Lebensmittel an die Dorfbewohner. Es gibt 80 Bedürftige im Dorf, die regelmäßig versorgt werden.

 

 

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